• Die Wüstung Ramsee ist ein 1864 endgültig verschwundener Ort am Ostufer des Ammersees

 

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Freundeskreis Ortsgeschichte Pähl – Fischen wanderten wir am 09.03.2024 unter der Führung von Karl Strauß aus Erling zum abgegangenen Dorf Ramsee und von dort weiter nach Mühlfeld, wo wir im Bräuhaus einkehrten. 

Auf unserem Weg nach Ramsee überquerten wir den Schwellbach. Hier wurde uns die Sage vom Schäuferlmann nahegebracht, die in der Gegend oft als Gruselgeschichte erzählt wird.

Sage vom Schäuferlmann

„Unter der Schwellbach-Brücke nahe Ramsee trieb einst der Schäuferlmann sein Unwesen. Ein Gespenst, das wegen Spielsucht verurteilt war, unter der Brücke zu schaufeln. Vorbei kam nur, wer sich mit Weihwasser besprengt hatte. Der Legende nach hat sich ein Landwirt eines Abends vom klösterlichen Bräustüberl in einer Vollmondnacht auf den Heimweg gemacht, ohne sich mit Weihwasser zu besprengen. Prompt ist ihm auf der Brücke der Schäuferlmann erschienen, der ihn bis zu seinem Hof in Ramsee jagte und ihm dort die Schaufel über den Kopf zog. Der Bauer musste sofort ins Bett und starb acht Tage später. Die Pferde, die den Leichnam abholten, scheuten, als sie die Brücke passierten.“

Eine Teilnehmerin liest die Sage vom Schäuferlmann

Unter dieser Brücke soll sich die Geschichte zugetragen haben

Skizze von Karl Strauß vom Ort Ramsee

Wenig später erreichte unsere Gruppe "Ramsee". Zwischen 1445 und 1860 bestand der Ort aus fünf Höfen, mit den Familien Bernhard, Bauer, Dosch, Pfeiffer und Däber. Insgesamt lebten ca. 30 - 40 Menschen in dem Dorf. Die Größe der bewirtschafteten Flur, die zuletzt zum Kloster Andechs gehörte, wird mit etwa 800 Tagwerk angegeben. (ca. 300 Hektar) 

Die Kinder, 1820 lebten zwei Mädchen und zwei Buben hier, besuchten die Schule in Herrsching und mussten zu Fuß zur Sonntagskirche bis Oberalting. Auch der Postbote brachte von Starnberg aus die Post ebenfalls zu Fuß über die Dörfer bis nach Ramsee. Teilweise sind noch erkennbare Hohlwege erhalten, die damals genutzt wurden. 

Mit der Säkularisation 1803 begann das Ende des Dorfes Ramsee. Die Bauern verkauften nach und nach ihre Betriebe an Spekulanten und zogen in die benachbarten Gemeinden. Der letzte private Besitzer Felix Christian Wieninger verkaufte das Dorf 1860 mit Gewinn an den Staat, der die Häuser bis auf die Kirche abreißen ließ und die Flur aufforstete. Im Boden findet man heute noch Reste des dörflichen Lebens, wie beispielsweise Glas oder Keramik. Ein Aushub eines ehemaligen Kellers erinnert an einen der Höfe.
Teile der abgerissenen Gebäude wurden bei der Errichtung von Häusern in den Nachbargemeinden wiederverwendet. 

1864 wurde schließlich auch die 14 m lange und 6 m breite Kirche St. Nikolaus abgerissen in der 4-mal pro Jahr die Messe gelesen wurde. An dieser Stelle steht heute ein Gedenkstein. Das Inventar der Kirche ist teilweise in benachbarten Kirchen erhalten. So beispielsweise ein Messkelch, der in der Herrschinger St. Nikolauskirche aufbewahrt wird und eine der beiden Glocken, die nun im Besitz der Erlinger Friedenskapelle ist. 

Von dem Dorf sind noch zwei Brunnen erhalten. Bei dem einen handelt es sich um eine offen zugängliche Wasserstelle, der andere ist 8 m tief in den Boden gegraben. Zur Sicherung ist dieser teilweise mit alten Stahlschienen abgedeckt.

Auf dem weiteren Weg stießen wir auf Spuren eines Bibers. An dieser Stelle war unser Weg durch dessen Aktivität sehr feucht und schlecht passierbar.

Bei einem gemütlichen Abendessen im Bräuhaus haben wir uns weiter ausgetauscht und den Tag ausklingen lassen. 

Karl Strauß mit Einzelheiten zu den Höfen in Ramsee

Informationstafel der Gemeinde Herrsching

Erinnerungssteele am ehemaligen Ort der Kirche St. Nikolaus 

Innschrift auf der Erinnerungssteele

Karl Strauß

Reste eines ehemaligen Hausbrunnens, versteckt im Wald

Bissspuren eines Bibers