Ausstellung zu Funden frühchristlicher Kultur im Lechrain.
Zum Jahresauftakt haben wir am 01.02.2024 mit unserem Verein die Sonderausstellung "Zwischen Baiern und Schwaben - Das Lechtal im frühen Mittelalter" im aufwendig renovierten Wittelsbacher Schloss in Friedberg bei Augsburg besucht. In der Museumsführung wurde uns das Leben in dieser Epoche anhand von Grabbeigaben und Funden des alltäglichen Lebens nahegebracht.
Das Wittelsbacher Schloss in Friesberg bei Augsburg
Die Ausstellung beinhaltete einige bemerkenswerte Funde aus der Anfangszeit des Christentums, die sehr schön aufzeigten, dass zu dieser Zeit noch christliche Symbole mit vorchristlichen verschmolzen waren.
So beherbergt eine Gürtelschnalle, die auf der Vorderseite Tierornamente zeigt, auf der Innenseite ein Fach, in der Berührungsreliquien untergebracht waren. Auf der Rückseite einer anderen Gürtelschnalle, die auf der Vorderseite mit christlichen Ornamenten verziert ist, findet man eingeritzte Runeninschriften, die einen Bezug zur Anbetung des germanischen Gottes Wotan haben.
Herr Adam führte uns sachkundig durch die Ausstellung
Schmuckbeispiele aus der Ausstellung
Wichtige Funde stammen aus einem Gräberfeld in Nordendorf. Als Grabbeigaben von männlichen Verstorbenen fand man neben Gewandutensilien oft Waffen, bei Frauen eher kunstvoll bearbeiteten Schmuck.
Aus dem Material der Gegenstände kann darauf geschlossen werden, dass in der damaligen Zeit die bereits weitreichenden Handelsketten der Römer zu entfernten Regionen Bestand hatten. Davon zeugen Gürtelschnallen aus Walknochen oder Glasperlen aus dem Mittelmeerraum.
Die Grabungsfunde vermitteln auch einen Einblick in das alltägliche Leben der Menschen unserer Region in dieser Epoche. Einige Gegenstände wie kunstvolle Trinkgläser, Spielsteine eines aufwändig verzierten Würfelspiels oder ein reich verziertes Musikinstrument weisen auf eine Oberschicht hin. Erzgestein und Schlackenreste aus einem Trichtergrubenfeld bei Aichach zeigen auf wie die Metallgewinnung erfolgte. Grubenhäuser bei Mering, von Webern in Feuchtgebieten errichtet, nutzte man, um das Webmaterial besser verarbeiten zu können.
Zeichnung eines Trichtergrubenfeldes
Eisenerzgeoden
Wunderschön ist auch ein Zufallsfund: Die Münze, die als Markenzeichen der Sonderausstellung dient. Vorlage ist eine bekannte römische Münze, die hier im vereinfachten Design kopiert, man könnte fast meinen, etwas schnörkelloser modernisiert wurde.
In dem kleinen, sehr schönen Museums Café konnten wir uns im Anschluss etwas stärken und weiter austauschen. Nochmals Dank an Herrn Adam für die wirklich informative Führung durch die Ausstellung.
Nachtrag
Am 03.02.2024 besuchten einige Mitglieder unseres Vereins das mit 280 Anmeldungen ausgebuchte Symposium zur Ausstellung, das mit hochkarätigen Referenten glänzte. Im folgenden das offizielle Programm:
Symposium zur Sonderausstellung
Samstag, 03.02.2024, 13 bis 17 Uhr
13 Uhr
Begrüßung durch Bürgermeister Roland Eichmann
13.10 Uhr
Augsburg in der Spätantike
Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie Augsburg
13.50 Uhr
Grundzüge frühmittelalterlicher Siedlungsentwicklung im Lechtal
Dr. Hubert Fehr, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Referatsleiter Bodendenkmalpflege, Referat Mittelfranken/Schwaben
14.30 Uhr
In der Stadt und auf dem Land – Siedlungen des frühen Mittelalters im unteren Lechtal
Volker Babucke M.A., Archäologe, Verleger und Ausstellungskurator
15.10 bis 15.40 Uhr
Pause
15.40 Uhr
Zwischen Afra und Wikterp – Archäologische Zeugnisse für Kirche und Christentum
Dr. Christian Later, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,
Stellvertretender Referatsleiter Denkmalliste und Denkmaltopographie
16.20 Uhr
Spiel und Kunst – Ein Blick auf Lebensart und Ideale der merowingerzeitlichen Oberschicht
Dr. Stephanie Zintl, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,
Listenreferentin Bodendenkmäler, Denkmalliste und Denkmaltopographie