Bericht zu unserem Treffen im Braustüberl Schloss Seefeld. Unser Vereinsmitglied Frau Almuth Boedecker (Landschaftsarchitektin) und Herr Klaus Schulz (Architekt), beide vom Büro für Städtebau und Freiraumplanung München, berichteten über ihr für die Stadt Starnberg angefertigtes Gutachten "SÖCKING - PARK AM MAUSOLEUM Prinz Carl, Parkpflegewerk".

Wer war Prinz Karl?
Karl Theodor Maximilian August Prinz von Bayern (1795 - 1875), der jüngere Bruder von König Ludwig I., war Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der bayerischen Armee im Deutschen (Bruder-) Krieg von 1866. 
Wegen seiner ersten, nicht dem Rang entsprechenden Ehe mit Marie-Anne-Sophie Petin (1796–1838) im Jahr 1823, die mit der Heirat den Titel Gräfin von Bayrstorff führte, verlor Prinz Karl seine Ansprüche auf den bayerischen Thron.
Für seine Frau ließ er 1831 vom Architekten Franz Xaver Eichheim, eine noble klassizistische Villa errichten (Villa Prinz Carl, auch Villa Almeida). Als Standort wählte er den Georgsbichl in Starnberg, der nach allen Richtungen eine herrliche Aussicht gewährte. 

In der Allgemeinen Bauzeitung von 1837 beschreibt der Architekt Eichheim die Landschaft am Hang westlich der Villa wie folgt: „…eine Stunde weit bis zu einem Punkte oberhalb der Ortschaft Söcking, wo unter einer uralten, riesigen Linde die entzückendste Aussicht sich darbietet. Der Beschauer überblickt von hier aus beinahe das ganze bayerische Hochgebirge vom Lech bis zur Salzach.“ (3)

1834 erwarb Prinz Karl diesen Hügel auf dem „Kahlenberg“ in Söcking. Nach dem Tod seiner geliebten Frau ließ er 1838 das Mausoleum errichten und den Park anlegen, der noch heute ein wichtiges Wahrzeichen des Ortes ist. Söcking zählt zu den frühesten Siedlungen des Landkreises. Im Dorfmittelpunkt liegt die Kirche St. Stephan mit dem alten Friedhof, die bereits in der Karte von Apian (1568) eingezeichnet ist und das räumliche und geistige „Gegenüber“ des Mausoleums bildet. Die Gegend war damals wenig besiedelt und der Hügel nicht bewachsen. Auch als das Mausoleum gebaut wurde, war die ländliche Struktur noch weitgehend erhalten. Im Urkataster von 1863 sind damals 20 Anwesen genannt. Dort befand sich ein Drumling mit dem Namen „Kahler Berg“. 

       

Nachlass des Prinzen Carl von Bayern, Akt 12 Nt. 1-1-1, Situationsplan des Hügels Sr. K. Hoheit Prinz Karl Theodor von Bayern in Söcking bei Starnberg, 5. März 1838

Für den Bau der Rotunde im Stil des romantischen Klassizismus beauftragte er den Architekten Joseph Daniel Ohlmüller (1791-1839). Nach seinem Tod wurde Prinz Karl ebenfalls im Mausoleum bestattet genauso wie auch seine zweite Frau Henriette. 
Neben dem Mausoleum beherbergt der Park eine neoromanische offene Säulenhalle, die bis 2014 den Nachkommen der Familie, den Grafen Almeida als Grabstätte diente. Sie wurde 1906 nach Plänen von Ludwig Deiglmayr errichtet. Franziska Sophie (1827–1912), die Tochter von Prinz Karl heiratete den brasilianischen Kammerherrn Paulo Martins de Almeida (1807–1874). 

Das Mausoleum mit Parkanlage, Grufthalle sowie der zugehörigen Umfassungsmauer steht unter Denkmalschutz. Es ist im Besitz der Stadt Starnberg.

Grundriss der Parkanlagedenkmalgeschützten Anlage (rot) mit Mausoleum, Säulenhalle, Umfassungsmauer und dem Erschließungsbereich bis zur Andechser Straße.

Beschreibung der ursprünglichen Parkanlage
Prinz Karl hat den Standort des Mausoleums sicherlich nicht zufällig gewählt. Es steht auf einer solitären Anhöhe, die Prinz Karl wegen der damals noch unverstellten Fernsicht über die Landschaft des Starnberger Sees besonders geliebt haben soll.
Genau wie beim Bau seiner Villa am Starnberger See hat er bewusst den höchsten Punkt gewählt und auch Elemente der Gartengestaltung für den Landschaftsteil des Mausoleums übernommen. 

Skizze der Sichtachsen

Zustand des heutigen Parks
Das Prinz Karl Mausoleum in Söcking ist als Gesamtensemble ein Kleinod. Nicht nur für die Anwohner, die die Parkanlage nutzen und den Blick in die Alpen genießen, sondern auch für Touristen, denn viele Wanderwege enden am Mausoleum. Der Park am Mausoleum ist heute eine öffentliche Grünfläche der Stadt Starnberg mit Großbaumbestand, Gebüsch und Parkwiese, eingefasst von der sanierungsbedürftigen Umfassungsmauer, mit einem Metalltor an der Andechser Straße. Das schwarzlackierte Tor wurde in den 60er Jahren eingesetzt, da das ursprüngliche entwendet wurde. Vom Eingang aus führt ein überwiegend gekiester Rundweg durch den Park, der noch dem historischen Verlauf von 1838 entspricht.  

Das Mausoleum selbst ist nicht zugänglich. Es ist mit Bronzetüren verschlossen. Am Tag des offenen Denkmals besteht die Möglichkeit der Besichtigung des sehenswerten Innenraums mit blau getünchten Wänden und dem weißen klassizistische Marmorsarkophag für Prinz Carl und seine beiden Gemahlinnen.

Vegetationsbereiche:  I. Waldartiger Großbaumbestand mit überwiegend Rotbuchen, II. Immergrüner Gehölzbestand im Vorbereich der Grufthalle, III. Uneinheitliche Gehölzbestände gemischt aus einzelnen Solitärbäumen Großsträuchern 

Die „riesige“ alte Linde musste gefällt werden, wohl wegen Pilzbefall. Hier wurde eine junge Linde neu angepflanzt. Ähnlich dem Park der Villa schlängelt sich auch im Park des Mausoleums ein kleiner Weg durch die Anlage. Ein Teil der Wegschleife ging beim Bau der, mit Efeu und Immergrün bewachsenen Grufthalle verloren. Vor der Grufthalle wurde ein Versammlungsplatz angelegt, mit einer Naturstein-Stützmauer am Hang, einer kleine Naturstein-Sitzbank und einen schmalen Weg.
Von Südwest nach Nordost wird der kleine Park eingerahmt von einem bewaldeten Höhenrücken bestehend aus stattlichen Rotbuchen, mit einem Stammumfang von bis zu 400 cm. Dieser gehört zum typischen Bestand der Moränenhänge. 
Richtung Süden bietet sich, wenn die Sichtachsen freigehalten sind, ein Blick vom Tölzer Land über den Karwendel, das Wettersteingebiet bis zum Ammerseegebirge.
Sowohl durch die Bebauung als auch den verwilderten Gehölzaufwuchs ist die Sicht eingeschränkt. Der prägende Gehölzbestand besteht aus überwiegend heimischen Baumarten mit eindrucksvollen Großbäumen, sowie heimischen Sträuchern, die sich offensichtlich selbst verjüngen. 
Durch den Ausbau der Ortsmitte ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts ein modernes Ortszentrum mit einigen 5-geschossigen Wohnungen und zugehöriger Infrastruktureinrichtung entstanden. Von Westen wurde der Hügel des Mausoleums um mehrere Meter steil abgegraben, um ein 3-geschossiges Gebäude zu platzieren. Nördlich des Mausoleums besteht, wegen der Nutzung durch den BND ein Betretungsverbot. Somit ist der Nahbereich des Denkmals so stark verändert, dass eine Wiederherstellung der Parkanlage mit der Möglichkeit den Ausblick nach Westen zu öffnen nicht mehr gegeben ist. 

Sanierung der Parkanlage 
Gemäß dem bayerischen Denkmalschutzgesetz sind Denkmäler zu erhalten und zu pflegen. Jede Veränderung bedarf der denkmalrechtlichen Erlaubnis.  
Wie geht man nun mit der historischen Parkanlage als lebendiges Denkmal um? 
Durch unkontrolliertes Pflanzenwachstum ist die Parkanlage ständigem Wandel unterworfen und verliert ohne regelmäßige Pflege ihre Schönheit. Welcher Wert wird unter gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten einer Freifläche beigemessen?

Im Jahr 2017 wurde das Architektenbüro Büro für Städtebau und Freiraumplanung Klaus J. Schulz und Almuth Boedecker, aus München, beauftragt ein Parkpflegewerk zu erstellen, unter Berücksichtigung historischer Quellen und der heute noch vorhanden Strukturen.


Gemälde von Johann Jakob Dorner d.J., Mausoleum zum Zeitpunkt der Errichtung

Mit der Erstellung des Gutachtens wurde der gesamte Baumbestand im Park ab einem Stammumfang von 80 cm eingemessen. Die Baumliste führt die im Bestand vorhandenen Gehölze auf. Man findet überwiegend heimische Baumarten, sowohl Laubbäume als auch Nadelbäume. Am häufigsten vertreten sind: Rotbuche, Bergahorn, Feldahorn, Esche, Hainbuche, Hasel und Eibe. Des Weiteren wurden uneinheitliche Gehölzbestände gemischt aus einzelnen Solitärbäumen und Großsträuchern ausgemacht, die auf dem trockenen, sonnigen Standort der Hügel-Südseite wachsen und den besonders sehenswerten Ausblick verstellen. Im Bereich Grufthalle findet man immergrüne Pflanzen, wie Thuja, Buchs, oder Mahonie vor. 

Historische Parkpläne sind nicht vorhanden. Die eingesetzten Gestaltungselemente, die anhand alter Flurkarten nachweisbar sind, entsprechen denen die in Landschaftsparks der damaligen Zeit üblich waren. Dazu zählen: die geschlängelte Führung des Fußwegs, Einzelbäume und kleine Baumgruppen an den Parkrändern, offene Wiesenflächen mit Solitärbäumen. 

Zur Klärung des damaligen Pfanzenbestandes der Parkanlage kann hilfsweise der Gartenplan der Villa herangezogen werden. Den Schwerpunkt der historischen Bepflanzung bildeten blühende Pflanzenarten wie Flieder, Jasmin, Ginster. Nur 14 % der Parkanlage bestand aus Großgehölzen, wie Ulmenarten, Linde, Pappel und Rubinie.  Durch Rechnungen für Gehölzlieferungen (642 Stück) aus der Königlichen Baumschule in Schleißheim an den Park Söcking kann auf die ursprünglich verwendeten Pflanzen geschlossen werden.


Rechnung der Baumschule Schleißheim mit einer Aufzählung der gelieferten Pflanzen

Im Parkpflegewerk wird vorgeschlagen Gehölz zu entnehmen und entsprechend der alten Bestellliste mit Pflanzen und Sträuchern zu ersetzen, um den historisch dokumentierten Ausblick auf die bayerische Alpenkette vom Mausoleums Hügel aus wieder erlebbar zu machen.

Zu den weiteren Vorschlägen zählt die Wiederherstellung der Ausstattungselemente wie zum Beispiel die „Rundbank im gotischen Stil“. Hierzu ist folgender Hinweis aus Rechnung vom Hoftischler Melchior Frank bekannt:
„Eichen Holz für die Stufen bey dem Gartten zu Söcking“
Material und Arbeit „für eine 6 eckige Sitzbank auf gothische Art“
Ausgaben „für eine Bank von Eichenholz um die Linde“
„Transport der Lindenbank nach Söcking“ (1939). 
Abbildungen oder Pläne liegen jedoch nicht vor. 
Auch sollte das nicht angemessene Eingangstor ersetzt werden. Leider stehen hier ebenfalls keine Abbildungen des histo-rischen Tores zur Verfügung. 
Im Parkpflegewerk wird zudem die Pflege des Großbaumbestandes im Norden vorgeschlagen. Er ist ein wertvoller, besonders erhaltenswerter Teil der Anlage und dient zugleich als Sichtschutz gegen Neubauten.  

Parkanlage Mausoleum Söcking mit eingezeichneten Sichtachsen

Die Stadt Starnberg hat begonnen die denkmalgeschützte Parkanlage gemäß dem Parkpflegewerk nach historischem Vorbild zu ertüchtigen. Bis 2020 wurden die Sichtachsen in Richtung Starnberger See und Bayerische Alpen wieder freigestellt. In den nächsten Schritten sollen die Fußwege und Treppenanlagen samt Handläufen wiederhergestellt und die innere Bepflanzung ergänzt werden.