Sehr früh sind wir mit unserer kleinen Gruppe nach Kelheim aufgebrochen, mit dem Ziel, unser Wissen über das Feuersteinbergwerk von Abensberg-Arnhofen zu erweitern. Es standen jedoch noch weitere kulturelle Highlights auf unserem Programm.

Die erste Etappe unserer Tagesfahrt war die hoch über Kelheim gelegene Befreiungshalle. Unsere frühe Ankunft hatte sich gelohnt. Als nahezu erste vor Ort konnten wir, nachdem wir die 165 Stufen zur obersten Galerie erklommen haben, den freien Blick über die Stadt und die Donau genießen.

Die Befreiungshalle in Kelheim

Blick auf die Donau

Auf der unteren Gallerie

Die große Treppe vor dem Eingang mit Blick auf Kelheim

König Ludwig I. ließ die Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 und als Mahnmal für die Einheit Deutschlands errichten. 
Im Jahr 1838 begann der Architekt Friedrich von Gärtner die Planung des 18-eckigen Polygons. (Die Zahl 18 soll das Datum der Völkerschlacht versinnbildlichen, an dem die Truppen Napoleons von der Koalition vernichtend geschlagen wurden.) Nach dem Tod Gärtners übernahm Leo von Klenze die Bauleitung. Er veränderte die Fassade, indem er monumentalen Skulpturen beifügte – Allegorien der deutschen Volksstämme - und die Dachkonstruktion. Anstelle der ursprünglich geplanten Rundkuppel wählte er ein Kegeldach mit moderner Stahlkonstruktion.

Im Inneren der Befreiungshalle

Blick von der oberen Gallerie ins Innere der Halle

Die Siegesgöttinnen halten Schilder auf denen die wichtigsten Schlachten der Auseinandersetzung verzeichnet sind 

Schnittzeichnung der Befreiungshalle

Impression

Impression

Blick von der äußeren oberen Gallerie auf die Donau, Richtung Weltenburg

Vor dem Haupteingang

Der Kreis von Siegesgöttinnen im Innenraum geht auf die Entwürfe von Ludwig von Schwanthaler zurück. 
Ein interessantes Detail: Geologen fanden 2012 im Sandstein der Treppenstufen, die hinauf zur Befreiungshalle führen, strahlenförmige Fressspuren von Wattwürmern. Sie zeigen, dass vor 100 Millionen Jahren in der Umgebung von Kelheim ein Wattenmeer mit nährstoffreichem Schlick existierte.

Die zweite Etappe unserer Fahrt war dann das Archäologische Museum in Kelheim, das sich im historischen Herzogkasten befindet. Dieser wurde Ende des 15. Jahrhunderts als Speicher für die Abgaben an den Herzog aus Steinen der ehemaligen Burg Kelheim errichtet. Die Sammlung erfasst die Archäologie Kelheims von der Zeit der Neandertaler bis zum frühen Mittelalter sowie eine Ausstellung zur Stadtgeschichte.

Der historische Herzogskasten beherbergt das Archäologische Museum in Kelheim

Im Inneren der Dauerausstellung

Unser primäres Interesse galt der steinzeitlichen Feuersteingewinnung des Feuersteinbergwerk von Abensberg-Arnhofen. Da das Feuersteinbergwerk von Abensberg heute mit Sand und Kies abgedeckt ist, hat uns der Museumsdirektor Dr. Sorcan, der selbst Grabungsleiter in Abensberg war, zu diesem Thema eine Führung angeboten. 
Das Feuersteinbergwerk ist eines der größten seiner Art in Mitteleuropa und eines der größten Bodendenkmäler Bayerns. Hier wurde schwerpunktmäßig zwischen 5000 und 4000 v. Chr. von jungsteinzeitlichen Bergleuten auf einer Fläche von etwa 40 ha der Bayerische Hornstein, eine Feuersteinart in Plattenform abgebaut.

Nach einem kurzen Diskurs über die Neanderthaler konzentrierte Herr Dr. Sorcan seine Erläuterungen auf die Funde der Feuersteinbergwerksgrabungen 

Schnitt durch einen der beliebtesten
Feuersteine seiner Zeit (Hornstein)

Da der Rohstoff unter Kies- und Sandschichten lag, wurden 6 bis 8 Meter tiefe, senkrechte Schächte gegraben, die einen Durchmesser zwischen 80 cm und 2 Metern aufwiesen. Diese Schächte wurden dann an der Sohle erweitert. Nach dem Abbau des Feuersteins verfüllten die frühzeitlichen Bergleute die Schächte wieder und nutzen dabei den Aushub des benachbarten Schachtes. Die Schachtwände waren nicht zusätzlich gesichert. Schächte, die beim Ausbau als unsicher galten wurden nicht weiterverfolgt. Besonders die sehr engen Schächte mit Durchmessern unter einem Meter sind nur durch den Einsatz von Kindern im Schachtbau denkbar. Forscher vermuten, dass das Bergwerk etwa 1.000 Jahre lang genutzt wurde und man geht von ca. rund 20.000 Schächten in der Region aus.  

Artikel mit Beschreibung des Grabungsfeldes

Dr. Sorcan demonstriert an einem Abguss eines Trichterlochs im Archivraum die Enge in
einzelnen Trichtern und die entsprechenden Arbeitsbedingungen für die Bergwerker

Insbesondere zur Zeit der bandkeramischen Kulturen, wurde der zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen begehrte Hornstein hier abgebaut. Wegen seiner guten Bearbeitungseigenschaften war er nicht nur vor Ort begehrt. Seine Verbreitung erfolgte entlang der Donau und sogar nach Norden bis an die Ruhr. 
Im Anschluss an die Führung hatten wir die Möglichkeit uns weitere Kleinode des Museums anzuschauen, wie zum Beispiel den Originalfund, eines seltenen Brotlaibidols oder keltische Grabbeigaben. Im ersten Obergeschoss war noch Gelegenheit die Sonderausstellung "Zwischen-Welten" zu besuchen, die sich allgemein mit der schwierigen Deutung und Einordnung archäologischer Funde an heilig interpretierten Orten befasst.

Die genaue Funktion der "Brotlaibidole"
ist immer noch unbekannt

Nach unserer Mittagspause im Biergarten des Gasthofs "Weißes Lamm", haben wir einen Verdauungsspaziergang entlang der Donau zum Benediktinerkloster Weltenburg unternommen. Die Klosterkirche St. Georg zählt zu den wichtigsten Sakralbauten des Barocks in Europa. Sie wurde 1716 bis 1718 erbaut und von den Brüdern Asam im Stil des Spätbarocks ausgestattet.

Der Altarraum der Klosterkirche St. Georg

Aufwendige Reliefs aus goldglänzendem Stuck umranden das monumentale Deckenfresko, das mit einem scheinbar schwebenden vergoldeten Kronreif aus Holz verziert wurde

Wandfresko von C. D. Asam, das Bild zeigt die zweite Ankunft der »Santa Maria« des Christoph Kolumbus
1493 in Amerika mit zwölf Benediktinern an Bord und verdeutlicht den weltumspannenden Anspruch der
Benediktinermönche an die Verbreitung des Christentums

Im Vorraum ein Stuckrelief von E. Q. Asams von 1735/36 bezüglich der
"Vier letzten Dinge", hier der Tod (dessen Pfeilen niemand entkommt)

Unsere nächste Etappe führte uns nach Bad Gögging zum Römischen Museum für Kur- und Badewesen in der historischen Romanischen Ortskirche St. Andreas aus dem 12. Jahrhundert. Auffällig dort ist das Kirchenportal mit einem erhaltenen Bilderzyklus der Themenbereiche des alten und neuen Testaments gegenüberstellt.

Romanischen Ortskirche St. Andreas aus dem 12. Jahrhundert

Eingangsportal mit vergleichendem
Bilderzyklus Altes-/Neues-Testament

Ehemaliger Altarraum der Kirche St. Andreas, heute Römisches Museum für Kur- und Badewesen

In Göggingen haben die Römer ein großzügiges Römisches Staatsbad unterhalten. Unter der alten Kirche, die jetzt als Museum dient, ist nur ein Teil des Hauptbaderaums der großzügigen Anlage zu sehen. Es gab Räume für Kaltwasserbehandlungen (das Schwefelwasser hatte auch damals eine Temperatur von 14°C) und Therapien mit warmem Wasser, wie z.B. das Schwitzbad. Dort waren Wand und Boden auf mindestens 80°C beheizt. Zwei Feuerstellen lieferten die Wärme. Die so erhitzte Luft wurde durch gemauerte Heizungskanäle unter die Böden und hinter die Wände geleitet.

Schematische Darstellung des Badebeckens im Betrieb

Die Treppe ins Bad ist noch gut zu erkennen, rechts und links an den Seiten sind Bruchteile des Beckenbodens erhalten

Bodenkonstruktion unterhalb des Badebeckens mit gemauerten Heizkanälen, Hypokaustum-Heizung

Erläuternde Worte innerhalb unserer Führung durch die Ausstellung

Nach Abzug der Römer wurde auf den Überresten des ehemaligen Römischen Bades ein frühchristlicher Kultraum errichtet, wie ca. 80 eiserne Kreuze beweisen, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. Zum Bau der ersten Kirche im 7./8. Jahrhundert wurde das Becken des Römischen Bades aufgeschüttet.

Die letzte Etappe unserer Exkursion war das nicht weit entfernte Römische Kastell Abusina in Einig, das zur Sicherung und Überwachung der Donau diente. Der 550 km lange Obergermanisch-Raetische Limes endet in der Nähe des Kastells und geht dort in den durch die Donau begrenzten "Nassen Limes" über.

Das Gelände von Abusina mit den rekonstruierten Mauern der ehemaligen Kastellgebäude

Übersichtsbild über die Anlage zu einem späteren Zeitpunkt, als die römischen Soldaten sich bereits auf einen kleinen Teil der Fläche konzentrierten

Abusina sicherte bereits im Jahr 80 n. Chr. als Kohorten Kastell (500 Mann) die Grenzen des römischen Reiches entlang der Donau. Zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet, wurde es um 120 n. Chr. in Stein ausgebaut.
Nach dem Fall des Limes war die Donau wieder die Grenze des Römischen Reiches und die Limes-Kastelle nördlich der Donau wurden aufgegeben. Aufgrund seiner Lage am südlichen Donauufer nahm Eining eine Sonderstellung ein.

Diskussion vor einer der Informationssteelen

Mauern des spätrömischen Mansio, Blick Richtung Westen

Wenn auch bereits ab der Mitte des 3. Jahrhunderts mit sehr reduzierter Mannschaft (nur noch 100 Mann), so waren doch bis zum Ende des Römischen Reiches in der Mitte des 5. Jahrhunderts hier ununterbrochen Soldaten zur Grenzsicherung untergebracht.

Die überwiegend restaurierten bzw. rekonstruierten Reste der Innenbebauung und der Umwehrung können jederzeit besichtigt werden.

Trotz vorher gegenteiliger Wettervorhersage war der Tag ausgesprochen sonnig. Zum Abschluss unserer Exkursion kehrten wir daher noch in den idyllischen Biergarten "Zur Fähre" in Einig ein, der gerade wieder nach dem Donauhochwasser geöffnet hatte, und konnten den ereignisreichen Tag gemütlich mit einem "Kuchlbauer" ausklingen lassen.

Vor dem Rückweg, Ausklang im Biergarten "Zur Fähre"