Die prähistorische Siedlung liegt in der Talaue des "Verlorenen Baches". Der moorige Untergrund (Niedermoor) und der geringe Grundwasserstand waren verantwortlich, dass die jungsteinzeitliche Siedlung die Zeiten in einem relativ gutem Erhaltungszustand überdauerte.Östlich der Siedlung auf der anderen Seite des Baches steigt das Gelände zum Teil steil an- Ergebnis der Gletscherbewegungen während der letzten Eiszeit. Die durch die Seitenmoräne geformte Hochterrasse bedeckt eine ausgeprägte Lößschicht, die einst wie jetzt intensiv landwirtschaftlich genutzt wird
Die Talfläche war in historischer Zeit von großflächigen stehenden Wasserflächen bedeckt. Heute ist die Ebene überwiegend landwirtschaftlich genutztes Grünland.
Seit 2011 Teil der UNESCO - Welterbestätten "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen". Dazu zählen insgesamt 111 Fundstellen außer in Deutschland in Österreich, Schweiz, Slowenien, Italien und Frankreich. In Bayern gibt es neben Pestenacker und Unfriedshausen nur noch die Fundstelle im Starnberger See bei der Roseninsel. Entdeckung: Als 1934 der Reichsarbeitsdienst eine Begradigung des Loosbaches vornahm, stieß man auf Holzelemente, die man einem großen Floß zuordnete. Die Fundstücke wurden nicht weiter beachtet und beseitigt. Später erkannte man durch zutage getretene Keramikscherben, dass es sich bei der Fundstelle um jungsteinzeitliche Siedlungsspuren handelte. Der jetzige Bachverlauf führt mitten durch die Siedlung. Die durch die Bachbegradigung verursachte Absenkung des Grundwasserspiegels um bis zu 70 Zentimeter führte zu Sauerstoffzufuhr und damit zu Zersetzungsprozessen im organischen Material der Fundstelle. Damit war ein zwingender Anlass gegeben, Ausgrabungen vorzunehmen. Mit Mitteln der Deutschen forschungsgemeinschaft und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege wurden in zwei Grabungsphasen von 1988 - 1993 und 2000 - 2004 zwei Drittel der jungsteinzeitlichen siedlung freigelegt. In dieser Zeit wurden in Pestenacker Nord und Unfriedshausen weitere noch ältere Siedlungen bzw. Siedlungsspuren entdeckt.(1)
Baugeschichte: Dendroarchäologisch wurde der Siedlungsbeginn auf 3496 v. Chr. datiert.Es lassen sich mehrere Siedlungsphasen unterscheiden. Bereits vieer Jahre nach Siedlungsbeginn brannte das Dorf ab, wurde aber teilweise wieder aufgebaut. Nach weiteren 15 Jahren scheinen die Gebäude verlassen worden zu sein. Nach kurzer Unterbrechung wurde das Gelände erneut bebaut. Einige Jahre später wurde die Siedlung endgültig aufgegeben. Das Dorf umfasste bis zu 19 zweiräumige Kleinhäuser umgeben von einem Flechtzaun. Durch das Dorf führte ein 2,20 m breiter Bohlenweg, der geradewegs bis zum Talrand führte. Die Dorfbewohner lebten von Ackerbau und Viehhaltung. Samen, Pollen, Getreideähren wurden durch den moorigen Untergrund konserviert. Sie liefern uns Belege, welches Pflanzenspektrum genutzt wurde. Viele Knochenfunde zeigen uns, welche Haustiere zu dieser Zeit gehalten wurden: Rind, Schaf, Ziege, Schwein. (2,4)
Aktuelle Nutzung
Seit 1993 betreut das Gelände der Förderverein "Prähistorische Siedlung Pestenacker e.V." Auf seine Initiative hin wurde ein Freiluftmuseum errichtet. Auf dem Gelände errichteten Vereinsmitglieder nach den archäologischen Befunden einen Nachbau eines Steinzeithauses. Zwei Klotzbeuten zeigen die Bienenhaltung in dieser Epoche in Form von hohlen Baumstämmen. Im Kanton Thurgau/Schweiz wurde eine derartige Bienenbehausung aufgefunden. Auf einem Versuchsfeld werden den Besuchern die Pflanzen vorgeführt, die in dieser Zeit bekannt waren. Über den Förderverein können Führungen gebucht werden. Für Kinder und Schulklassen gibt es ein eigenes Aktivprogramm: Bogenschießen, Getreide mahlen mit Mahlsteinen, Bearbeitung von Einschlüssen in Gips und Kalksteinen, mikroskopische Untersuchungen, Ausgrabung in einer Modellausgrabungsstätte.
Gefährdung : Überwachung des Grundwasserspiegels, um ein Trockenfallen der Fundsrtelle zu vermeiden
Pestenacker Museum
Ausgrabungsarbeiten
Auusgrabungsfunde
Nachbau eines steinzeitlichen Hauses
steinzeitlicher Hut, Nachbau
Backofen, Nachbau
Fundstücke: Steinäxte
Steinmesser
Steinzeithaus im Winter