Das Geheimnis der Raunächte (nach alter Rechtschreibung „Rauhnächte)
Vortrag von Albin Völk zum Vereinstreffen am 16. November 2023 beim Alten Wirt in Thaining
Kulturlandschaft Ammersee-Lech e. V.
Albin Völk erläutert den zahlreichen Zuhörern in seinem fast 2-stündigen, aber zu jedem Zeitpunkt kurzweiligen Vortrag die Herkunft, Geschichte und Bedeutung des Brauchtums der Raunächte. Mit viel anschaulichem Bildmaterial begleitete er seine Ausführungen. An dieser Stelle kann nicht der vollständige Inhalt wiedergegeben werden, doch einige Aspekte seien hier festgehalten.
Die Raunächte sind besondere Nächte, die nicht nur im bayrischen Kulturraum, sondern weit darüber hinaus eine besondere Bedeutung haben. Meist sind damit die 12 Nächte vom Weihnachtstag bis zum Dreikönigsfest gemeint.
In manchen Gegenden sind aber auch andere Nächte im Jahreslauf Teil des Brauchtums, so zum Beispiel
- die Nächte vom 30. Oktober zum 2. November (Andreas- und Hubertusnacht)
- St. Martin; 11. November
- Nikolaus; 5/6. Dezember
- Lichterfest der Hl. Lucia; 13. Dezember
- die Thomasnacht 21/22. Dezember
- Maria Lichtmeß; 2. Februar
- Fasching
- und die Nacht zum 1. Mai
Zur Etymologie des Wortes „Rau“ oder Rauh“ gibt es sehr unterschiedliche Deutungen. Eine Erklärung nimmt, dass sich der Begriff vom Wort „Raumen ableitet – man hört die Vorfahren raunen.
Auch könnte das keltische Wort „Rune“, Stäbe aus Buchenholz (Buchstaben), Namensgeber sein. Mit den Runen versuchte man Geheimnisses zu ergründen.
Am wahrscheinlichsten ist aber die Herkunft vom Begriff „Rauch“, weil in den Raunächten vielerorts geräuchert wurde. Böse Geister wurden aus den Häusern und Ställen vertrieben.
Die Nächte werden in anderen Gegenden als Lostage oder Wolfsnächte bezeichnet (Lostag von auslosen im Sinne von Vorhersagen, Wahrsagen; Der Wolf als Seelenführer, er führt die Seelen ins Totenreich). So gibt es auch Glöcklnächte und Klepflesnächte.
Das Brauchtum hat seinen Ursprung in vorchristlicher, keltischer und germanischer Zeit. In den Bräuchen überlagerten sich viele Aspekte des Lebens in früheren Zeiten. Die Wintersonnenwende war wohl immer auch Anlass für einen Rückblick auf das vergangene Jahr, mit der Dunkelheit verbunden waren Ängste und mit dem Lichtwechsel verbunden war die Hoffnung auf ein neues gutes Jahr.
So sollte zu Sylvester die „wilde Jagd“ aufbrechen. Man hatte die Vorstellung, dass das Geisterreich offen ist und die Seelen der Verstorbenen Ausgang haben und in wilder Jagd übers Land ziehen.
Das Perchtenlaufen ist wohl eines der bekanntesten Beispiele für das Brauchtum rund um die wilde Jagd. Doch in den ältesten Erzählungen war es noch keine „Wilde Jagd“, sondern ein würdevoller Zug. Wotan zieht mit den Verstorbenen des letzten Jahres „hinaus“ und Frau Perchta zieht mit neuem Leben „ein“.
Der Name leitet sich ab von der (Sagen-) Lichtgöttin Perchta. „Perchta“ leitet sich vermutlich von adh. Peraht, (glänzend, leuchtend) ab. Sie ist vermutlich hervorgegangen aus der nordischen Göttin Frigga. In Mitteldeutschland kennt man „Frau Holle“.
Andere Bräuche sind die Buttenmandl im Berchtesgadener Raum. Mit dabei sind dort die „Gangerl“, welche mit Ruten die zuschauenden Maderl schlagen dürfen, letztlich ein Fruchtbarkeitsritual. Auch der Krampus als Begleiter des Nikolaus ist Beispiel für solches Brauchtum.
Ein wichtiger Brauch war das Räuchern. Damit sollten die bösen Geister aus Haus und Hof vertrieben werden. Geräuchert wurde mit Weihrauch, aber auch mit Holzkohle, getrockneten Kräutern, Wacholder oder Schlehdorn. Jede Ecke jeden Raumes musste geräuchert werden. Dabei zog die gesamte Familie durch den Hof, wobei der Bauer mit dem „Gliatl“ vorausging.
Die ursprünglichen Gebräuche sollten das „Unerklärliche“ begreifbar machen. Sie haben sich über die Zeit verändert, wurden vom Christentum adaptiert und neu gedeutet, wurden in verschiedenen Gegenden unterschiedlich gelebt. Unterdrücken lassen haben sie sich aber nie. So hat sich dieser „Volksglaube“ im Brauchtum bis heute erhalten.