Der Pilgerpfad führt in 4 Etappen und über 82 km vom Bahnhof Geltendorf über St.Ottilien, Schondorf, Diessen, Andechs entweder über Herrsching / Inning oder Seefeld / Steinebach nach Grafrath, dem Wirkungsort des St. Rasso. Die Idee stammt von Dr. Ernst Meßmer, Rasso- Forscher aus Grafrath und Dr. Maria Leitenstern - Gulden.
Die gemeinsame Geschichte von Grafrath, Dießen und Andechs verbindet die Kirchen und Orte.
Am Ziel werden die Gebeine des Hl. Rasso aus dem Hause Andechs - Meranien im Hochaltar ausgestellt.
Das Grab des Heiligen ist bis heute Pilgerziel geblieben.
Aktuelle Nutzung: Wallfahrtskierche, Pfarrkirche
Der neue Rasso-Pilgerweg um den Ammersee verbindet Kommunen, die administrativ auf vier
Landkreise, Fürstenfeldbruck, Landsberg, Starnberg und Weilheim, aufgeteilt sind. Die meisten
liegen direkt am See und nennen sich gerne Luftkurorte, die anderen sind in der Umgebung
situiert. Was die Gegend außer der Geographie verbindet ist gemeinsame Geschichte.
Im Hochmittelalter kontrollierten die Grafen von Dießen-Andechs die Region. Diese Feudalherren
mischten in der bayerischen und mitteleuropäischen Politik erfolgreich mit, bis sich die Wittelsba-
cher Konkurrenz durchsetzte. Vermutlich waren die Reliquien, die Graf Berthold Il. Anfang des
12.Jahrhunderts aus Grafrath nach Andechs brachte, nur ein weicher Standortfaktor im Vergleich
zu jener Isarbrücke bei München, mit deren Hilfe die Wittelsbacher die Salzhändler abzockten.
Jedenfalls stifteten die Herren von Andechs und Dießen einen Zusammenhang, der bis heute in
Bauwerken sichtbar ist. Ihr legendäre Ahnherr Rasso soll die genannten Reliquien aus Jerusalem
oder Rom nach Grafrath gebracht haben, wo er ein Kloster und eine Kirche errichten ließ. Als
Berthold den Familiensitz von Dießen nach Andechs verlegte, wurde das Grafrather Kloster
aufgelöst und in Dießen als Chorherrenstift neu erbaut, dem wiederum Grafrath bis zur
Säkularisation 1803 unterstellt blieb. Die Adelsfamilie war 150 Jahre ausgestorben, als sich
Andechs seit dem späten 14. Jahrhundert zur wichtigsten Pilgerstätte in Bayern neben Altötting
entwickelte. Der Herzog von Bayern, ein Wittelsbacher, löste den Heiligen Berg um 1458 von
Dießen und ein unabhängiges Kloster der Benediktiner entstand.
Wer heute auf dem Rasso-Pilgerpfad wandert, kann im Marienmünster in Dießen sowie in den
Klosterkirchen in Andechs und Grafrath Verbindungen entdecken. So finden sich Darstellungen
des legendären Rasso in allen drei Kirchen, in Andechs als Deckenfresko über dem Gnadenaltar,
gemalt von Johann Baptist Zimmermann (1754/55), sowie den rechten vorderen Seitenaltar, der
Rasso gewidmet ist.
Die Kuppel über dem Altarraum des Marienmünster hat Johann Georg Bergmüller (1736) mit einer
Gruppe von stattlichen 28 Heiligen und Seligen aus dem Hause Andechs-Dießen-Meranien ver-
ziert, darunter auch Rasso. In Grafrath werden Gebeine, die als die des Volksheiligen gelten, so-
gar in einer Glasvitrine auf einem Hochaltar ausgestellt. Auch die St. Ulrichs-Kirche im Etappenort
Eresing, erbaut von Dominikus Zimmermann, einem Rokokobaumeister aus Wessobrunn, enthält
ein Wandbild mit Rasso im Kampf gegen die Hunnen.
In einem Seitenschiff rechts des Altars in Andechs erinnert ein Bild ebenfalls an Rasso den
Feldherren, der die bösen Ungarn in die Flucht schlägt. Eine ziemlich grauselige Schlachtenszene
mit abgeschlagenen Köpfen hat Bergmüller 1752 an die Decke der Grafrather Kirche gepinselt.
Zeitgenössisch aktuell malte er die Soldaten in Uniformen aus den Kriegen gegen die Türken.
Sakrale Darstellung hatten eine mitunter drastische politisch-propagandistische Funktion und die
Pilgerei nach Jerusalem und Santiago gehörte zur christlich-abendländischen Expansionspolitik,
weshalb der heilige Jakob den Beinamen 'Matamoros', der Maurentöter, trägt.
In manchen Gebeten wurde Rasso als 'Schrecken der Ungläubigen' beschworen, dennoch war die
Wallfahrt nach Andechs und Grafrath eine 'Pilgerfahrt des kleinen Mannes', den andere Sorgen
plagten. So stand Rasso im Ruf, bei Steinleiden zu helfen, weswegen in der Mirakelkammer des
Klosters Grafrath in Silber gefasste Harnsteine aus der frühen Neuzeit aufbewahrt werden. Die
medizinischen Alternativen waren damals wenig erbaulich: Zwar konnten Steine chirurgisch
entfernt werden, allerdings war der Schnitt unter den damaligen hygienischen Bedingungen
lebensgefährlich. Vermutlich starb ein Viertel der Operierten. Wer überlebte, litt oft an Inkontinenz,
weil die Wunde schlecht verheilte.
Kunsthistorisch lohnt sich ein Besuch de/ Kirchen entlang des Rundweges. Die Andechser Kirche
erhielt von Johann Baptist Zimmermann ihre Rokoko-Ausstattung. Die Grafrather Kirche wurde
Ende des 17. Jahrhunderts gebaut, der Innenraum 1752 von Meistern der Wessobrunner Schule
gestaltet. — Das Marienmünster in Dießen entstand unter Leitung Johann Michael Fischer
zwischen 1732 und 1739. Den Hochaltar entwarf Francois Cuvilliés, die Deckengemälde stammen
wiederum von Bergmüller. Sehenswert sind die Altargemälde von Tiepolo und Pittoni sowie die
Petrusstatue von Erasmus Grasser. Nach Ostern wird die Kirche allerdings zugesperrt, weil an der
Inneneinrichtung der Holzwurm frisst.
Link auf die Seite des Kulturverein St. Rasso e.V.: https://kulturverein-strasso.de/rassopilgerweg
Die Broschüre des Vereins zum Rasso Pilgerweg:
Hrsg.: Kulturverein St. Rasso e.V., Grafrath – „Der Rasso-Pilgerweg“, 2. Auflage 2017 / 96 Seiten / ISBN 978–3–941013–39–1 / Euro 7.50
Bezug: per mail an
Wallfahrtskirche Sankt Rasso
Wallfahrtskirche Sankt Rasso, Hochaltar mit den Gebeinen des Kirchenstifters
Wallfahrtskirche Sankt Rasso, Abschlussgitter unter der Empore
St. Rasso Pilgerweg, Flyer