Am 07. August 2025 fand im Bürgertreff Utting der gut besuchte Vortrag von Dr. Peter Kalus zum Thema „Römisches Leben am Ammersee“ statt. Er präsentierte spannende Einblicke in die römische Vergangenheit der Region und verknüpfte historische Fakten mit lebendigen Rekonstruktionen.
Ausgangspunkt des Vortrags waren archäologische Funde wie die Villa Rustica in Schondorf und die Überreste der Römerstraße, die die Präsenz römischer Siedler am Ammersee belegen. Dr. Kalus ordnete diese Funde in den historischen Kontext der Eroberung des Alpenvorlandes im Jahr 15 v. Chr. durch Tiberius und Drusus sowie der anschließenden Einrichtung der Provinz Raetien ein.
Vortrag im Bürgertreff in Utting, vorne der Vortragende Dr. Peter Kalus, Vereinsmitglied, daneben Dr. Sabine Pfannenberg, Vorsitzende unseres Vereins
Karte aus dem Vortrag mit den bekannten Römerstraßen
Nach der militärischen Besetzung folgten der Ausbau von Verkehrswegen, die Integration lokaler Eliten und die Errichtung einer Provinzverwaltung. Als Beispiel nannte Dr. Kalus Claudius Paternus Clementianus aus Abodiacum (Epfach), einen keltischen Aristokraten, der eine römische Karriere durchlief.
Besonderes Augenmerk galt dem römischen Straßennetz, das auf bestehenden Wegen basierte. In der Region sind insbesondere die Via Claudia Augusta und die Via Raetia von Bedeutung. Letztere verlief vom Brenner kommend am Ammersee vorbei, wurde jedoch aufgrund der schwierigen Passierbarkeit des Brennerpasses weniger genutzt und nach dem Rückzug der Römer nicht weiter ausgebaut. Heute sind Teile der Via Raetia noch als Dämme oder Hohlwege in der Landschaft erkennbar.
Ein zentrales Thema war die Villa Rustica in Schondorf, deren Badehaus archäologisch gesichert ist. Dr. Kalus nutzte dieses Beispiel, um das Leben der Römer während der „pax romana“ – der Friedenszeit von Augustus bis Caracalla – anschaulich darzustellen. Er erläuterte die Struktur und Funktion römischer Landgüter, die landwirtschaftliche Überschüsse für Städte und Militärlager produzierten. Eine Villa Rustica benötigte etwa 12 Hektar Ackerfläche, um den Bedarf eines 20-köpfigen Haushalts sowie den Marktüberschuss zu decken. Darüber hinaus gab Dr. Kalus Einblicke in die römische Alltagskultur – von Kleidung und Ernährung bis hin zur Badekultur.
Der Vortrag endete mit dem Niedergang der römischen Strukturen im 3. Jahrhundert durch die Einfälle der Alemannen und der späteren Wiederbesiedlung im 4. Jahrhundert durch Elbgermanen.
Als eindrucksvolle Ergänzung eines informativen und lebendig gestalteten Vortrags wurde die Veranstaltung durch eine Exkursion am Samstag, den 9. August 2025 abgerundet, bei der wir die noch sichtbaren Reste der Römerstraße in der Uttinger Flur erkundet haben.
Unsere Gruppe am Start der Begehung in der Nähe des Streicher-Hofs
Die Hohlwegkurve am Dexenberg als landschaftliches Zeugnis für den wahrscheinlichen Verlauf der Römerstraße
Hinweisschild in der Flur
Reste eines Straßendamms der alten Römerstraße
Befestigter Straßendamm, der dichte Wald war zur damaligen Zeit wahrscheinlich nicht vorhanden.
Wahrscheinliche Stelle, an der die ehemalige Römerstraße den Mühlbach überquerte, heute ein ausgebauter Damm für den Hochwasserschutz