Die Schondorfer Seeanlage wurde Ende der 20er-Jahre auf Initiative und durch Förderung des in der ehemaligen Stinnes Villa am Eichet wohnhaften Unternehmers Toni Ruhr aufgeschüttet. Aus Dankbarkeit widmete die Gemeinde Toni Ruhr eine Straße und ließ eine Gedenktafel in die Mauer ein, die als Abschluss zur Seefront errichtet wurde. Die Entwürfe für die Mauer im Art Déco-Stil stammen vom bekannten Architekten Max Joseph Gradl, der in Schondorf noch weitere, prägende Bauten im Art Déco-Stil realisiert hat.
Seeanlage mit Bootshäusern
Das Gelände, auf dem die laut Kaufvertrag mit einer Schräge zu errichtende Mauer stand, wurde am 30.06.1926 vom Freistaat Bayern an die Gemeinde Schondorf veräußert, mit der Auflage, die Mauer auf Dauer zu erhalten. Die, heute stark reparaturbedürftige, Ufermauer ist ein Wahrzeichen und bildet zusammen mit den beiden Bootshäusern, der historischen Badeanstalt der Familie Ernst, den Umkleidekabinen des Standbades Forster sowie das Chauffeur-Haus der Hunger-Villa ein einzigartiges Ensemble von Art Déco-Architektur in Unterschondorf. (1)
Blick von der Seeanlage in Richtung Süden
Gedenktafel für Toni Ruhr, dem Initiator und Förderer der Seeanlage in Schondorf
Mauereingangsgestaltung zum Bootshaussteg
Ölbild von Herbert Rolf Schlegel (1889-1972), "Blick von der Schondorfer Seeanlage", undatiert (3)
Der Erhalt der Ufermauer der Seeanlage ist stark gefährdet
Angesichts der Reparaturbedürftigkeit der Mauer und der Tatsache, dass in einem Ideenwettbewerb für die Neugestaltung der Seeanlage die Ausschreibungsvorgaben zum Erhalt des Art Déco-Charakters der Mauer, von den Preisträgern nicht respektiert wurden, ist der Erhalt dieses Schondorfer Kulturdenkmales hochgradig gefährdet (1)
Die Gemeinde hat die Sieger des Gestaltungswettbewerb zur Umgestaltung der Schondorfer Seeanlage am 9. Februar 2023 präsentiert. Bei zwei der drei Erstplatzierten Entwürfe ist, entgegen der Vorgabe der Ausschreibung, vorgesehen, die historische Art Déco-Ufermauer durch einen Neubau zu ersetzen. Die drei Siegerentwürfe können auf der Webseite der Gemeinde Schondorf eingesehen werden.
(https://www.schondorf-ammersee.de/bauen-wohnen/staedtebaufoerderung/wettbewerb-seeanlage)
Der Schondorfer Kreis hat einen Antrag auf Denkmalschutz gestellt.
Max Joseph Gradl
Max Joseph Gradl war ein deutscher Maler, Gebrauchsgrafiker, Architekt sowie Schrift- und Schmuckdesigner des Jugendstils. Nach seinem Studium in München lebte er zunächst in Stuttgart und ab 1910 in Schondorf. (2) Er entwarf Jugendstil-Schmuck für die Bijouteriewarenfabrik von Theodor Fahrner in Pforzheim sowie Jugendstil-Schriftzeichen für verschiedene Schriftgießereien. Seinen Entwürfen als Architekt entstammen einige Villen in Schondorf und Utting. Eine der Schondorfer Villen besitzt ein sehr ausgefallenes Designelement, ein in die Mauer eingelassenes Metallrelief eines Kopfes, dessen Mund den Briefschlitz eines Briefkastens bildet. Dieser Briefkasten kam in den 80er Jahren abhanden und wurde kürzlich vom Schondorfer Künstler Andreas Kloker nach alten Darstellungen rekonstruiert.
Briefkasten von M.J.Gradl, Rekonstruktion von A.Kloker
Literatur
(1) Schondorfer Kreis – Das kulturelle Erbe erhalten und gestalten
http://schondorfer-kreis.de/2023/03/06/schondorfer-ufermauer-in-gefahr/#:~:text=Schondorfer%20Kreis%20%E2%80%93%20Das%20kulturelle%20Erbe%20erhalten%20und%20gestalten
(2) Wikipedia
(3) P.C.Mayer-Tasch, A.Pousinis Seeblick – Die Ammerseelandschaft im Spiegel der Kunst,
EOS Editions Sankt Ottilien, ISBN 978-3-8306-8062-8